Auszug aus der Chronik
Bericht des Pfarrers
Im Februar 1879 fällt viel Schnee. „ Am 25. Februar hatte ich mit meiner Frau ein kleines Abenteuer zu bestehen. Ich hatten in Zwebendorf die Tochter des Kossathen Finke, Liberte, mit dem Schmiedemeister Joli zu trauen und wir waren zur Hochzeit eingeladen.
... wir fuhren gegen 3 Uhr nachmittags nach Zwebendorf. Das Wetter war gut. Gegen Abend fing es an zu schneien und um 7 brach ein heftiger Schneesturm aus Nord-Ost los. Da wir Mondschein hatten, fuhren wir um 8 1/2 fort. Wir waren jedoch kaum eine Viertelstunde vom Dorfe entfernt, als der Kutscher, Wilhelm Köppe, erklärte, er habe den Weg verloren. Wir konnten nur wenige Schritte weit sehen. Um den Weg wieder zu finden, kehrten wir in der Richtung nach Zwebendorf um, aber obgleich Köppe die Pferde bei der Hand führte und wir wiederholt ausstiegen, war der Weg nicht zu finden.
Nun ging es stundenlang auf dem Felde in der Irre herum und bald waren die Pferde nicht mehr gegen den Wind zu bringen. Ungefähr um 11 Uhr fuhr der Wagen in einen kleinen Graben, ein Pferd stürzte und eine große Scheibe des Wagens wurde zerschlagen und der Riemen eines Schwengels zerriß. Ich durchschnitt den Strang des gestürzten Pferdes, um es wieder auf die Beine zu bringen und nun blieb uns nichts weiter übrig, als auf freiem Felde den Morgen zu erwarten, da wir nicht wußten, wo wir uns befanden. Köppe mußte mit den Pferden einen Weg, rep. ein Dorf aufzufinden suchen. Nach einer Viertelstunde stand er plötzlich wieder vor dem Wagen.
Er war im Kreise herumgegangen. Klagend ging er weiter und uns war zu Muthe, als ob wir ihn in den Tod schickten. Gegen 7 Uhr morgens, als es aufgehört hatte zu schneien, stiegen wir aus, um uns zu orientieren und den Heimweg anzutreten. Durch den Schall der Thurmuhr fanden wir aus den Dunstmassen Klepzig heraus und kamen nach einstündiger Wanderung glücklich dort an. Köppe kam um 9 zu unserer großen Freude angeritten.
Er war Nachts um 1 Uhr nach Dölbau gekommen. Unser Wagen, welcher südwärts von Peissen und Zwebendorf stand, holte Nachbar Rackwitz zurück. Wir waren zuletzt eine lange Strecke hart am Rande eines verwehten tiefen Flutgraben entlang gefahren. Gott hat uns gnädig behütet. Wie leicht hätten wir in einen der vielen Sandgruben, Teiche oder Lehmlöcher gerathen und spurlos verschwinden können. Trotz des 9 stündigen Biwakierens in kalter Winternacht ohne Decke, Muff, Handschuhe und Tücher trugen wir nicht einmal einen Schnupfen davon. Meine Frau blieb bis zu Ende sehr standhaft. Ihre größte war neben der um Köppes Schicksal die um unser 10 Wochen altes Knäbchen."
Für den Weg von ca. 3 km benötigten sie 11 1/2 Stunden!!